Schuldgefühle nach einer Trennung können sehr quälend sein. Immer wieder spielen wir in Gedanken durch, was wir alles falsch gemacht haben und was wir hätten besser machen sollen, um den Partner erst gar nicht zu verlieren.

„Wenn ich mich nur anders verhalten (oder mich geändert) hätte, dann wäre er noch bei mir.“

Diese Aussagen höre ich sehr oft und habe sie mir damals auch selbst immer wieder vorgepredigt.

Auch ich gab mir die ganze Schuld am Scheitern meiner Ehe und habe alles andere ausgeblendet, was mein Ex-Mann falsch gemacht hat. Wie unfehlbar und perfekt er doch plötzlich war.

Aber ist das wirklich so, dass allein eine Veränderung deines Verhaltens, die Beziehung hätte retten können? Und was ist dann mit ihm, deinem Ex-Partner? Hatte er nicht ebenso viel Verantwortung für die Beziehung?

Trennungsschmerz verändert unsere Wahrnehmung

Wenn wir verlassen werden, dann sehen wir die Welt plötzlich in einem anderen Licht und wir übernehmen mehr Verantwortung für die Situation, als wir in Wahrheit haben. Wir sehen nur noch unsere eigenen Fehler, die wir in der Partnerschaft gemacht haben und es wird uns mit einem Schlag bewusst, was wir doch hätten anders machen sollen.

Und auch wenn wir tatsächlich alle diese Fehler gemacht haben, für die wir uns so schuldig fühlen und die wir im Nachhinein so sehr bereuen, wir waren nicht allein verantwortlich für die Partnerschaft!

Wir tragen immer nur 50 Prozent der Verantwortung, die anderen 50 Prozent liegen beim Partner, das gilt für das Funktionieren einer Partnerschaft, genauso auch für das Scheitern.

Schuldgefühle quälen uns deshalb so sehr, weil wir die Ex-Beziehung nur noch aus einem sehr eingeschränkten Blickwinkel wahrnehmen, der uns in unserer Phantasie, zum Alleinschuldigen macht.



Ein ehrlicher Blick auf die Situation

Wenn wir aber mal ganz ehrlich hinschauen, so sehen wir, dass unser „Fehlverhalten“, nicht selten eine Reaktion auf das Verhalten des Partners war. Oft gab es schon länger endlose Diskussionen und Streitereien, über die man sich nicht einigen konnte. Vielleicht hat dein Ex-Partner dir sogar seinen Standpunkt klar gemacht und du hast es einfach nicht ernst genommen oder es ignoriert und gibst dir nun die Schuld.

Was immer du deiner Meinung nach falsch gemacht hast, frage dich selbst an dieser Stelle mal ganz ehrlich:

Hättest du dich wirklich anders verhalten können? Oder gab es nicht sogar Gründe dafür, warum du so reagiert und gehandelt hast, wie du es getan hast?

Vielleicht ist dein Ex-Partner auch gar nicht so unschuldig an der Situation, wie deine Selbstvorwürfe dir einreden. Hier solltest du wirklich ehrlich zu dir sein.

Beziehung heißt Veränderung

Egal wie wir es auch betrachten, letztlich geht es am Ende nicht mehr um die Frage der Schuld, denn wenn deine Partnerschaft schon zerbrochen ist, dann bringen dich deine Selbstvorwürfe nicht mehr weiter. Was du aber tun kannst ist, aus dieser Erfahrung zu lernen und deine innere Einstellung zu verändern.

Die schlimmsten Schuldgefühle entstehen nämlich in unseren Gedanken. Es ist die Art und Weise, wie wir über die Situation denken und sie bewerten, die uns so fühlen lässt, wie wir fühlen.

Doch eine Beziehung ist immer in Bewegung und unterliegt stetigen Veränderungen und wenn die Liebe endet, weil es keinen gemeinsamen Nenner mehr gibt, dann hat hier niemand wirklich Schuld daran, sondern es ist einfach eine Entwicklung, in der es nicht gelungen ist, die Hindernisse und Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Wie du aus deinen Schuldgefühlen herauskommst

Wenn du aber das Gefühl hast, an dieser Entwicklung schuld zu sein, weil du vielleicht zu wenig gegeben hast oder Warnsignale nicht sehen konntest oder wolltest, dann können dir diese drei Schritte helfen, besser mit diesen Gefühlen umzugehen.

1. Nimm deinen Anteil an der Trennung an und lasse seinen bei ihm!

  • Was ist dein Anteil an der Trennung?
  • Was glaubst du, hättest du anders machen sollen?

Schreibe dir alles auf, wofür du dich jetzt so schuldig fühlst. Und dann stelle dir folgende Frage:

  • Warum habe ich so und nicht anders gehandelt?

Als nächstes stelle dir die Fragen andersherum.

  • Was ist SEIN Anteil an der Trennung?
  • Was hätte dein Ex anders machen können?

Wenn du dir diese Fragen ganz ehrlich beantwortest, wirst du erkennen, dass nicht alles in deiner Hand lag, wie es gekommen ist.

2. Schreibe einen Brief

Wenn du das Gefühl, dass du deinen Ex-Partner um Verzeihung bitten möchtest, weil du ihn vielleicht sehr verletzt hast oder weil es dir einfach wichtig ist, ihm mitzuteilen das es dir leid tut, dann kann es dir helfen einen Brief zu schreiben.

Schreibe alles auf was du ihm noch sagen möchtest.

Doch achte darauf, dass du dich dabei nicht wieder in Selbstvorwürfe verstrickst und die alleinige Schuld auf dich nimmst, denn das setzt nur eine Negativspirale in Gang.

Wie du mit diesem Brief umgehst, ob du ihn nun abschickst oder nicht, solltest du aus deinem Bauchgefühl heraus entscheiden. Ich empfehle dir aber, den Brief nur für dich selbst zu schreiben.

Wenn du ihn unbedingt abschicken möchtest, solltest du es wirklich nur dann tun, wenn du stark genug bist, gar keine oder auch eine negative Reaktion deines Ex-Partners auszuhalten.

3. Schließe Frieden mit dir und begegne dir in (Selbst)Liebe

Der wichtigste Schritt, um aus deinen Schuldgefühlen herauszukommen, ist das du dir selbst vergibst! Egal was du getan oder nicht getan hast, du hast immer nur so gehandelt, wie du es in diesem Moment konntest, ob es nun richtig oder falsch war. Wenn du lernst zu dir und deinen Fehlern zu stehen, ohne dich dafür zu verurteilen, dann tust du etwas ganz Wertvolles für dich.

Du begegnest dir in Liebe und stärkst die Beziehung zu dir selbst!

Selbstliebe ist das größte Geschenk, das wir uns machen können. Sie hilft uns nicht nur dabei, mit Schuldgefühlen und Trennungsschmerz besser umzugehen, sondern stellt eine so tiefe Verbindung zu uns her, dass wir nie wieder Angst haben müssen allein zu sein, weil wir uns von innen heraus vollständig und getragen fühlen.

Fazit

Schuldgefühle sind nichts anderes als Vorwürfe, die wir uns selber machen, weil wir glauben, dass wir gewisse Dinge hätten tun oder vermeiden sollen. Sie entstehen vor allem durch unser Denken und unserer Bewertung der Situation.

Mache dir bewusst, dass nicht du allein für das Ende der Beziehung verantwortlich bist. Du hast alles gegeben, was du geben konntest! Übernehme deinen Anteil an der Trennung und dann stehe zu dir, ohne dich zu verurteilen!

Und vor allem: Vergebe dir und begegne dir in (Selbst)Liebe.

Ich wünsche dir ein offenes Herz, für all das Schöne, das da noch auf dich wartet,

Tina

Tina Mohaupt ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und Online-Coach. Sie hilft Frauen dabei ihren Trennungsschmerz leichter zu überwinden und sich aus emotionaler Abhängigkeit zu befreien. Auf ihrem Blog tinamohaupt.de schreibt sie regelmäßig Artikel zum Thema Liebeskummer, emotionale Abhängigkeit und On-Off Beziehungen.

 

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