Simone, ich möchte unsere Beziehung nicht mehr.
Worte, die ich nach einer zehnjährigen Beziehung vollkommen überraschend gehört habe. Um dir ein Bild davon zu geben, warum ich diesen Blog überhaupt schreibe, erzähle ich dir im Folgenden meine ganz persönliche Geschichte:
Mein Ex-Freund und ich haben mal eine Dokumentation gesehen, in der ein Ehepaar, das 80 Jahre verheiratet war, gefragt wurde: „Was ist das Geheimnis Ihrer Liebe?“ – Die Antwort klang so logisch wie auch einfach:
Kommunikation. Wir sprechen über alles, es gibt keine Geheimnisse.
Zu dem Zeitpunkt habe ich nicht wirklich bewusst darüber nachgedacht, denn genau das war es, das auch unsere Beziehung ausgemacht hat – die ersten neuneinhalb Jahre zumindest. Aber von vorne:
Wenn aus Freundschaft Liebe wird
Wir haben uns kennengelernt als wir gerade 17 waren. Uns hat von Beginn an Vieles verbunden, und so kam es, dass sich unsere Freundschaft hin zu Liebe entwickelt hat und wir zwei Jahre später ein Paar wurden. Wir haben gemeinsam Abitur gemacht, zusammen gelebt und studiert.
Jeden Cent haben wir ins Reisen investiert, und weil wir es so geliebt haben, sind wir nach unserem Studium ein Jahr auf und davon: Australien – Indonesien – Japan. Eine wahnsinnig intensive Zeit, die uns gezeigt hat, dass wir zusammen gehören und uns auch ein Jahr 24/7 nicht entzweien kann.
Wie Arbeitslosigkeit an einer Beziehung nagen kann
Drei Tage vor Weihnachten sind wir von unserem Trip wieder zurück nach Deutschland gekommen. Eine Qual, trotz Vorfreude auf Familie, Freunde und die weihnachtliche Stimmung. Wir sind in ein tiefes Loch gefallen: Depressionen, Antriebslosigkeit und Fernweh.
Nicht zu vergessen die Tatsache, dass wir uns einen Job suchen mussten, was sich nicht so einfach gestaltet hat, wie wir uns das vorgestellt hatten.
Ganze acht Monate (!!) – wir haben beide einen sehr guten Universitätsabschluss – hat es gedauert bis mein Ex-Freund einen Job in der Nähe von München gefunden hat. Das hat meinen Bewerbungsradius eingeschränkt, denn wir wollten ja wieder zusammenziehen und uns etwas Gemeinsames aufbauen.
Eine Beziehung, die 24/7 kann, verkraftet auch die Ferne auf Zeit
Mir ist es deutlich schwerer gefallen mich wieder an Deutschland zu gewöhnen und ich hatte immer den Wunsch im Ausland zu arbeiten. Als sich für mich nun kein Türchen in Deutschland geöffnet hat, habe ich – in Absprache mit ihm – begonnen, mich europaweit zu bewerben.
Am 29. November 2010 bin ich nach Dublin gezogen, für ein befristetes Projekt. ‘Nur ein Jahr, dann komme ich zurück und der Arbeitsmarkt sieht bestimmt anders aus.’
Und immerhin haben wir uns trotzdem alle drei bis vier Wochen gesehen und natürlich täglich geskypt.
Wenn Gefühl und Aussagen sich widersprechen, stimmt etwas nicht
Das Jahr neigte sich dem Ende und ich sträubte mich gegen Deutschland. Ich wollte mir mit meinem Ex-Freund eine gemeinsame Zukunft aufbauen, und doch schnürte es mir die Luft ab, wenn ich daran dachte zurückzugehen.
Und das war der Anfang vom Ende: Ohne ihn in meine Gedanken zu involvieren, habe ich mich dazu entschieden eine einzige Bewerbung nach Amsterdam zu schicken. „Nur mal so, mal schauen was passiert“, dachte ich. Nun, ich habe den Job bekommen, angenommen und ihn vor vollendete Tatsachen gestellt.
Wahnsinn, wenn ich zurückdenke. Ich frage mich oft, was in mir vorgegangen ist.
Egoismus gehört in jede Beziehung – wenn er gesund ist!
Er hat mir niemals Steine in den Weg gelegt. Wir beide haben das nie, denn wir haben uns ja geliebt und wollten das Beste für den anderen. Nur haben wir beide einen Fehler gemacht: Wir haben aufgehört zu sprechen, über unsere Gedanken, unsere Gefühle.
Ich habe versucht ihn davon zu überzeugen in die Niederlande zu ziehen, er hat versucht sich selbst davon zu überzeugen, dass er das möchte.
Sei dir niemals dessen sicher, was vermeintlich selbstverständlich ist
Trotz allem – und ich kann es heute nicht mehr nachvollziehen – habe ich mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, dass diese Situation unserer Beziehung schaden könnte. Zumindest habe ich jeden aufkommenden Gedanken im Keim erstickt.
„Wir sind schon so lange zusammen, das wird schon“ – Gedanken, die mir rückblickend wie ein schlechter Witz vorkommen.
Simone, ich möchte unsere Beziehung nicht mehr. Ich kann es einfach nicht mehr.
Im Mai 2012, nachdem ich knapp fünf Monate in den Niederlanden gelebt habe, hat er sich von mir getrennt. Und trotz allem kam es überraschend für mich, vollkommen überraschend sogar. Ich konnte es nicht fassen.
Die ganzen Monate hatte er mit sich gekämpft, sich gedanklich bereits mit der Trennung auseinandergesetzt und war mir einen riesen Schritt voraus.
Unsere Trennung war ein Drama: Drei Monate haben wir uns nicht gesehen, nicht gesprochen. Die härteste Zeit meines Lebens. Als wir uns das erste Mal nach der Trennung wiedergesehen haben, hatten wir beide einiges an Gewicht verloren, er hat angefangen zu rauchen und ich habe meine Zigarettenration gefühlt verdreifacht.
Wir sahen krank aus. Aber das sollte es nicht gewesen sein.
Es tut mir sehr leid, aber ich will ehrlich mit dir sein. Ich habe eine Freundin.
Ich werde das Gefühl, das ich in diesem Moment hatte, niemals vergessen. Niemals. Und ich möchte es nicht nochmal spüren. Niemals.
Ich habe unglaubliche zwei Jahre gelitten, stand vollkommen neben mir und wusste nicht wie es weitergehen soll. In der Zeit habe ich Vieles gelernt: über mich, über Liebeskummer, die Liebe und das Leben. So schmerzhaft es war, ich bin an der Trennung gewachsen.
Und heute? Wenn aus Liebe Freundschaft wird
Wir haben es geschafft, und ich sage bewusst wir, denn es hat uns viel Kraft, Tränen, Gespräche und Diskussionen gekostet, dass wir heute da sind, wo wir sind.
Er lebt mittlerweile glücklich mit seiner Freundin (ja, die gleiche!) zusammen, während ich meinen Job geschmissen habe, ein Unternehmen gegründet habe und von überall auf der Welt aus arbeite.
Mit meinem Blog From Pain To Power habe ich mir ein Ziel gesetzt: Ich möchte Frauen, die verlassen wurden, helfen die Trennung zu überwinden, sich selbst zu finden und das Leben als Single zu genießen, bis ihr Traumprinz auftaucht.
Dabei schreibe ich aus meiner persönlichen Erfahrung. Dazu kommt, dass ich über zwei Jahre als PR und Social Media Managerin bei einer internationalen Online Dating Seite tätig war und mich intensiv mit dem Thema Partnersuche auseinandergesetzt habe.
Was waren also meine wichtigsten Beziehungserfahrungen?
- Freundschaft und Liebe liegen sehr nahe beieinander. Wenn dir jemand aus tiefstem Herzen etwas bedeutet, hast du die Kraft alles mit der Person durchzustehen.
- Liebe ist wie eine Pflanze. Wird sie nicht gegossen, geht sie ein: Eine Beziehung, nur weil sie schon lange besteht, als gegeben und selbstverständlich zu sehen, ist das Dümmste, das ich je getan habe.
- Kommunikation ist das A und O. Gefühle, Gedanken und Pläne vor seinem Partner zu verbergen, ist der Anfang vom Ende.
- Eine Trennung kann, auch wenn unfassbar viel Schmerzhaftes vorgefallen ist, im Guten auseinander gehen.
- Everything happens for a reason. Hätte ich diese schlimme Zeit nicht durchgemacht, wäre ich nicht daran gewachsen. Ich wäre nicht die Frau, die ich heute bin. Ich würde nicht auf Bali sitzen, während ich diese Zeilen tippe.
Foto: © bonciutoma
Hallo Simone,
danke für die offenen Worte. Mich hat dies sehr beeindruckt, zum Nachdenken bewegt, dazu möchte ich meine Situation mal beschreiben.
Ich hänge gerade völlig in der Luft, bin ratlos und doch weiß ich eigentlich was mein Weg sein sollte und habe einfach nicht den Mut es tun.
Im Jan´17 lernte ich meinen Lebenspartner kennen, ziemlich schnell nach einer Trennung.
Ich glaubte, es war Liebe auf den ersten Blick. Wir verstanden uns super, mit unseren jeweiligen Kindern passte es prima, beruflich waren wir auf Augenhöhe. Nach 6 Monaten zog ich mit meinen Kindern zu ihm ins Haus. Alles war perfekt, bis zu dem Moment im März diesen Jahres. Ich machte mich selbstständig, mit einem Produkt was er an Großkunden vertreibt. Ab diesem Moment fühlte ich mich alleine gelassen. Sogar die Umbaumaßnahmen im Haus für die Kinder hörten auf. Ich suchte immer wieder das Gespräch, was nicht mehr funktionierte, ausser Alkohol war im Spiel. Ich sehnte mich nach Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Zweisamkeit, was bis zu diesem Zeitpunkt alles da war. Ich bekam nur Unverständnis, Stresssituationen, Probleme mit der Familie und den Kindern vorgeworfen, dass man da keine Liebe usw.geben kann, sollte ich verstehen.
Wenn alles sich mal eingespielt hat, wird alles gut und die Firma ordentlich läuft, kommt auch alles andere wieder. Ich habe dies akzeptiert, bis vor 2 Wochen. Da machte sich in mir der Gedanke breit, Koffer zu packen und zu gehen. Wieder war eine Diskussion, ich sprach meine Sehnsucht an, die Erwiderung, war hart, ein gemeinsames Leben braucht keine Liebe, ER braucht es nicht, er meint nur, eine Partner auf Augenhöhe, die diskutiert, deppatiert wenn Sie nach Hause kommt, Stärke zeigt, das macht ihn an. Ich wäre ihm zu devot. Zudem reizt ihn der berufliche Erfolg. Die Familie würde er materiell zusammen halten.
Lieben würde er mich, ich wäre so lieb, so liebenswert, fürsorglich, hilfsbreit.
Ich kann ohne Liebe nicht leben, mir fehlt dies so sehr. Ich schaue schon nach einer passenden Wohnung, weiß nicht wie ich dies finanziell stemmen soll, hier in diesem Haus fehlt es meinen Kindern und mir so an nichts, aber es ist nicht das was Leben mit einem Partner für mich ist.
Warum schaffe ich es nicht, ganz klar einen Strich zu ziehen??
Hier lese ich in den Kommentaren, wie jeder einzelne enttäuscht, belogen und betrogen wurde, das ist bei mir nicht der Fall. So im Alltag ist mein Partner, ganz nett und liebenswert. Ich liebe ihn, oder ist das nur mein Kopf der dies so haben will??
Liebe Simone, you made my day (und weitere Monate)! Und hast mich inspiriert, so dass ich gleich Dein Buch erworben hatte und warte nun sehnsüchtig darauf. Ich habe nun 3 Wochen geschafft, Kontaktsperre beizubehalten und genau heute war ich beinahe dran, hätte ich Deine Webseite nicht entdeckt. Danke für die positive Energie!
Das freut mich liebe Diana! Komm gerne rüber in meine Facebook-Gruppe, dort kannst du dich mit anderen Frauen und auch mit mir austauschen :)
Hallo Simone,
wow! Vielen Dank für diesen offenen, ehrlichen Bericht und den Einblick in dein Leben. Ich finde es klasse, wie offen du deine Erfahrungen schilderst, da fühle ich mich sofort mit dir verbunden, obwohl ich dich gar nicht kenne ;-).
Was mich persönlich noch interessieren würde (auch wenn es nichts mit dem Thema Partnerschaft zu tun hat): Du schreibst, dass du jetzt von überall auf der Welt arbeitest. Ich fände spannend, zu erfahren, was du genau machst und wie du dich finanzierst.
Ich wünsche dir mit diesem Blog-Projekt von Herzen alles Gute und freue mich auf viele inspirierende Artikel von dir!
Viele Grüße Christine
Hallo Christine,
danke für deinen lieben Kommentar! Freut mich sehr, dass dir der Blog gefällt und dass du dich mit meinen Texten und mir identifizieren kannst, denn genau das ist mein Ziel :)
Die Frage wie ich arbeite und wie ich dazu kam, kam schon öfters auf. Daher werde ich demnächst einen Artikel dazu schreiben :) Es gehört zwar nicht direkt zum Thema, indirekt aber schon, denn es ist mein Leben nach der Trennung. Und ohne die Trennung wäre ich heute nicht da, wo ich bin.
Fühl dich gedrückt!
lg Simone
Liebe Simone.
Dieser Artikel gefällt mir richtig gut. Hat mich echt berührt beim Lesen. Danke.
Meine wichtigste Beziehungserfahrung ist – sich immer wieder neu kennen zu lernen. Veränderungen zu akzeptieren und sogar willkommen zu heißen.
Entwicklung, Bewegung usw. sind super belebend und spannend für eine Beziehung – aber es sollten beide beteiligt sein – dann kann ganz viel Inspirierendes geschehen.
Hammer Blog! Gratuliere.
Alles Liebe
Stephanie
Liebe Stephi,
ich danke dir!! :) Ja, Veränderungen sind immer inspirierend und belebend für eine Beziehung! Aber wie du schon sagst, es sollten beide beteiligt sein, dann kannst nicht nur du dich weiterentwickeln, sondern auch deine Beziehung.
lg Simone