Ich stand unter Schock. Nach 10 Jahren aus dem Nichts verlassen zu werden, macht etwas mit dir.

Ich konnte nicht schlafen, nicht essen, habe meine Umwelt und alles was passiert in Zeitlupe wahrgenommen. Zu dem Zeitpunkt habe ich mit drei Mädels in Amsterdam in einem Haus gelebt – zum Glück. Denn ich war alleine in Amsterdam und unser ‚Trennungsgespräch‘ hat sich ungeplant bei Skype entwickelt.

Zwei Tage später saß ich im Flieger nach München und es folgten über zwei Jahre, in denen es auf und ab ging.

Dass es verschiedene Phasen einer Trennung gibt, war mir nicht bekannt, bis ich angefangen habe zu googlen und Bücher darüber zu lesen. Im Nachhinein gesehen, habe ich diese Stadien genauso erlebt, wenngleich sie nicht eindeutig voneinander zu trennen sind.

Sie verwischen, gehen ineinander über und manchmal wirst du auch einen Schritt zurück machen und das Gefühl haben, dass es nie enden wird. Vor allem in den ersten beiden Phasen ist das der Fall.

Mit diesem Artikel möchte ich dir zeigen, dass die Gefühle, die du hast, normal und sehr wichtig sind, um über die Trennung hinwegzukommen. Ich hatte manchmal das Gefühl ich bin verrückt oder etwas gestört, mit dem was in mir vorging. War ich aber nicht, und genau das will ich dir vermitteln. Es ist normal und sogar gut, was du empfindest, denn du verarbeitest was passiert ist.

Jede einzelne Phase hat seine ‚Daseinsberechtigung‘, auch wenn du am liebsten gleich in die vierte Phase springen würdest.

Aber glaub mir, auch wenn es schwer ist, du wirst daran wachsen und als gestärkte und selbstbewusstere Frau hervorgehen.

Lass dich von den vier Phasen und dem was auf dich zukommt, nicht überwältigen. Das Durchlaufen der Trennungsphasen ist wie einen Berg zu besteigen: Du fängst im Tal an und je weiter du dich in Richtung Gipfel bewegst, desto heller wird es und desto mehr siehst du von dem wunderschönen Ausblick, der dich am Gipfel erwartet.

Wir gehen Schritt für Schritt und wenn du nicht weiterkommst oder Hilfe brauchst, dann schreib mir.

Phase 1: Nicht wahrhaben wollen

Wie es der Name der Phase schon sagt: Du willst die Trennung nicht wahrhaben.

„Er ändert seine Meinung schon wieder, das ist nur eine Phase“, denkst du dir. Gleichzeitig flehst du ihn an, dir noch eine Chance zu geben, setzt all deine Energie darauf ihn davon zu überzeugen. Du versprichst ihm alles anders zu machen und ‚dich zu bessern‘.

Wahrscheinlich wirst du nur deiner Familie und deinen engsten Vertrauten von der Trennung erzählen. Bei mir war das so. Zum einen habe ich mich geschämt nach so langer Zeit verlassen worden zu sein und hatte das Gefühl, ich bin nicht gut genug. Und zum anderen war ich mir sicher, dass er es sich anders überlegt. Wozu also an die große Glocke hängen?

Du wirst merken, dass du alles was er sagt und/oder schreibt (wenn du es, so wie ich, nicht von Anfang an mit der Kontaktsperre aushältst), auf die Goldwaage legen wirst. Jedes liebe Wort bedeutet für dich ein Schritt zurück zu einer Beziehung.

Vermutlich wird er derjenige sein, der sich etwas zurückzieht. Und so kommt es, dass du täglich auf eine Nachricht wartest, schaust, ob er bei WhatsApp online ist oder bei Facebook aktiv war.

Ich rate dir, ihn aus allen sozialen Netzwerken zu löschen, seine Nummer zu löschen und dir selbst eine Kontaktsperre aufzuerlegen. Mir ist bewusst wie schwer das ist! Und ich kann mich noch gut erinnern wie lange ich den ‘Unfriend Button’ bei Facebook angestarrt habe, bis ich ihn geklickt habe. Aber glaub mir, es hilft dir zumindest etwas freier zu sein.

Diese Phase besteht aus einem reinen Gefühlschaos: Hoffnung, Verzweiflung, Wut, Trauer, Angst und Selbstzweifel sind deine Begleiter.

Phase 2: Aufbrechende Gefühle

In dieser Phase führen die Gefühle aus Phase 1 vor allem zu Orientierungslosigkeit.

Du stehst vollkommen neben dir, dein Leben zieht wie in Zeitlupe an dir vorbei. Schon mit den kleinsten Alltagsaufgaben fühlst du dich überfordert.

Ich hatte schon Probleme damit aufzustehen und überhaupt etwas zu tun. Als Folge dessen wurde ich von meiner Vorgesetzten zwangsbeurlaubt. Ich soll mich erholen und versuchen mich zu fangen. Dass mein Arbeitsplatz auf dem Spiel stand und wie mich das zusätzlich belastet hat, muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen.

Typisch: Ich wollte in Urlaub fahren, um Abstand und einen freien Kopf zu bekommen – mit einem sehr guten Freund, einem Mann. Was habe ich getan? Ich habe meinen Ex um Erlaubnis gefragt! Somit habe ich wieder einen Schritt zurück in Phase 1 gemacht. Heute vollkommen utopisch für mich, aber in den Phasen 1 und 2 das absolut normalste, was in dir vorgeht.

Die zweite Phase ist aber vor allem durch Selbstzweifel, Wut und Angst geprägt. Auf der einen Seite fragst du dich, was falsch ist mit dir: Auf einmal findest du dich zu dick, nicht intelligent genug, schlecht im Bett, zu unaufmerksam usw. Gleichzeitig überfällt dich aber auch die Wut auf deinen Ex:

  • Was denkt der sich eigentlich, wer er ist mich so zu behandeln?
  • Wenn er glaubt, dass er eine bessere findet, dann bitte.
  • Dem zeig ich erstmal, wen er hat gehen lassen.

Aber du wirst dich auch in Gedanken wiederfinden wie:

  • Ich werde ihn nie wieder spüren, nie wieder mit ihm schlafen.
  • Wir werden nie wieder gemeinsam reisen.
  • Wir werden nie wieder xyz zusammen erleben.

Typische Gefühle in dieser Phase: Selbstvorwürfe, Selbstzweifel, Trauer, Wut auf deinen Ex, Wut auf dich selbst, Angst, Rache.

Wie schon gesagt, Phase 1 und 2 verwischen stark, du wirst Schritte nach vorne und Schritte zurück machen. Die beiden Phasen sind außerdem die schmerzvollen, aber dafür sehr essentiell, denn du musst deine Gefühle rauslassen, verstehen und verarbeiten bevor du den nächsten Schritt gehen kannst.

Die kommenden zwei Trennungsphasen sind die schöneren und die, die dir Mut schenken weiter zu kämpfen – für ein freies Herz und eine glückliche Zukunft! 

Phase 3: Neuorientierung

An diesem Punkt bin ich nach etwas mehr als einem Jahr nach der Trennung angekommen. Ich will dir nichts vormachen, du wirst auch in dieser Phase immer wieder kleinere Rückschläge erleiden, aber im Großen und Ganzen schaust du nach vorne und freust dich, auf das was kommt.

Abgesehen von den kleinen Rückschlägen, löst du dich von dem Gedanken, dass ihr jemals wieder ein Paar werdet und du beginnst langsam dich neu zu orientieren.

Deine Wut auf deinen Ex und dich selbst lässt nach und du verstehst, dass es wichtiger ist deine Energie in dein Leben zu investieren.

Ich persönlich bin öfter ausgegangen, habe mich unter Leute begeben. Ich habe angefangen Lovoo und Friendscout zu nutzen, habe neue Männer kennengelernt.

Außerdem habe ich angefangen Sport zu machen und mich beim Bootcamp angemeldet, was mir ein besseres Körpergefühl gegeben und mich selbstbewusster gemacht hat.

In dieser Phase realisierst du warum die Beziehung nicht mehr funktioniert hat, du erkennst Zusammenhänge und du kommst von dem Gedanken ab, dass alles deine Schuld ist.

Gefühle, die dich in dieser Phase begleiten: Zuversicht, Selbstwertgefühl, Hoffnung, Freude auf das Neue.

Mein Kollege Wieland Stolzenburg beschreibt diese Phase noch etwas genauer.

Phase 4: Neues Lebenskonzept

Meine Lieblingsphase! Insgesamt habe ich mich relativ lange in der dritten Phase bewegt und es hat ein weiteres Jahr gedauert bis ich bereit war, ein neues Lebenskonzept für mich zu entwerfen.

Immerhin werden aus der Hochzeit, den zwei Kindern und dem Reihenhaus erstmal nichts. Also was tun? Zu meiner persönlichen vierten Phase, habe ich einen eigenen Artikel geschrieben: Wie ich aus Liebeskummer mein Lebensglück erschaffen habe.

In dieser Phase spürst du ganz deutlich, dass du über die Trennung hinweg bist. Du wirst den Drang haben dich neu zu erfinden und ein neues Lebenskonzept zu entwerfen.

Das muss nicht so radikal sein wie meines, aber du wirst tief in dir spüren, dass es Zeit ist etwas zu verändern. Und du wirst die Kraft, den Mut und die Ausdauer dafür haben.

Du wirst deine Freiheit genießen und lieben, dich selbst besser kennen und wissen was du brauchst. Du hast die Rückschläge akzeptiert und weißt, du kannst die Enttäuschungen überwinden. Du hast losgelassen und bist bereit für ein neues Leben!

Hauptsächlich geprägt ist diese Phase der Trennung durch: Selbstwertgefühl, Liebe zur Freiheit, Freude auf das Neue, Neugier, Mut, Antrieb etwas zu verändern, Ausdauer, Vertrauen in dich selbst. 

Wie lange dauert es bis ich die Trennung überwunden habe?

Nun, die Frage kann ich nicht pauschal beantworten. Das kommt darauf an wie intensiv deine Beziehung war, wie du charakterlich aufgestellt bist, was der Trennungsgrund war usw.

In der Regel sagt man, dass es ein Jahr dauert bis du in Phase 3 bist und dich neu orientieren kannst. Bei mir persönlich kommt das ungefähr hin. Bis du ein neues Lebenskonzept entwickelst (Phase 4), dauert es etwa zwei bis vier Jahre. Bei mir hat es von der Trennung bis zur Phase 4 genau 26 Monate gedauert.

Eine Trennung ist immer sehr emotional und wird natürlich auch von äußeren Umständen beeinflusst. In der Regel sollte es dir aber nach einem Jahr besser gehen und du solltest Licht am Ende des Tunnels sehen.

„Was? Ein, zwei, drei Jahre?“, denkst du jetzt vielleicht. Lass dich davon bitte nicht überwältigen! Die Heilung deines Herzens, deines inneren Kindes, dauert. Leider ist das Leben nicht immer nur von Glückseligkeit begleitet, aber wenn wir lernen die schmerzhaften Phasen im Leben zu akzeptieren und sie anzunehmen, werden wir als ein anderer Mensch daraus hervorgehen.

Ein Regenbogen kann nur nach einem Gewitter entstehen. Gib nicht auf, es lohnt sich zu kämpfen!

So seltsam wie es klingen mag, versuch’ diesen Schmerz als Geschenk zu sehen. Als etwas, das dich verändern und wachsen lassen wird.

„Die hat leicht reden! Bei ihr ist es ja schon vorbei!“ – Wenn du das denkst, hast du recht mit dem zweiten Punkt. Mein Trennungsschmerz ist überstanden.

Aber vergiss eines bitte nicht: Ich weiß wie du dich fühlst. Mit jeder Faser meines Daseins kann ich nachfühlen was in dir vorgeht. Und genau das ist es auch, warum ich dich verstehe und dir helfen kann durch diese anstrengende Zeit zu gehen und sie zu überstehen.

Wenn du Hilfe beim Erklimmen des Berges zu einem freien Herz und einer glücklichen Zukunft brauchst, dann meld‘ dich bei mir.

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Foto: © Christian Stoll