Warst du schon mal in einer Beziehung, in der du unglücklich warst, aber trotzdem daran festgehalten hast? Und hast du dich dann schon mal gefragt woran das liegt?
Nun, ich hatte vor meiner 10jährigen Beziehung, genau zwei Beziehungen dieser Art. Ich war nicht glücklich, habe mich alles andere als geliebt gefühlt. Trotzdem habe ich mir immer eingeredet, ‘dass bestimmt alles besser wird‘ und ‚dass ich nur mehr Geduld haben muss‘.
Natürlich ist nichts besser geworden und ich habe mich so lange schlecht behandeln lassen bis ich dann schlussendlich verlassen wurde – anstatt ihn zu verlassen!
Niemand sollte so handeln (müssen)! Daher möchte ich im Folgenden über die drei Faktoren, die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass wir an einer unglücklichen Beziehung festhalten, sprechen und dir auch zeigen was wir dagegen tun können.
Die gute Nachricht ist: Es gibt für alles, was wir im Folgenden besprechen, eine Lösung! Sprich, du kannst gegen alles etwas unternehmen. Nicht von heute auf morgen, aber wenn du bereit bist an dir zu arbeiten, wirst du auch in der Lage sein, eine unglückliche Beziehung zu beenden bzw. es gar nicht so weit kommen lassen!
1. Geringes Selbstwertgefühl
Selbstwertgefühl ist der absolut wichtigste Faktor für eine Beziehung! Selbstwertgefühl macht dich attraktiv, denn es zeigt deinem Gegenüber, dass du deinen Wert kennst und dass du nicht dazu bereit bist, dich schlecht oder minderwertig behandeln zu lassen.
Gleichzeitig ist ein zu geringes Selbstwertgefühl meistens der ausschlaggebende Punkt warum wir lieber in einer unglücklichen Beziehung leben anstatt unseren Partner zu verlassen!
Nun, meiner Meinung nach ist Selbstwertgefühl schon fast ein ‚Modewort‘, es ist immer so einfach gesagt: „Du musst dich selbst lieben, dir selbst etwas wert sein“. Und das stimmt auch, nur müssen wir dazu auch an uns arbeiten. Aber wenn wir dazu bereit sind, wird sich unser Leben in einzigartiger Weise verändern.
Ich hatte nicht immer ein so hohes Selbstwertgefühl wie heute, wie du offensichtlich an den zwei Beziehungen siehst, die ich vor meiner 10jährigen Beziehung hatte. Gedanken wie die folgenden waren recht normal für mich (und ich habe sie damals auch nicht hinterfragt!):
- Ich mach‘ etwas falsch und deshalb handelt mein Partner so.
- Es ist alles meine Schuld.
- Ich verdiene niemand, der mich besser behandelt.
- Ich bin nicht attraktiv, deshalb sollte ich lieber bei ihm bleiben, auch wenn er nicht so toll ist. Anstatt alleine zu sein und das Risiko einzugehen, niemanden mehr zu finden.
- Ich habe so viele Macken, dass mich sowieso keiner will.
Das reden wir uns ein, wenn wir selbst nicht gut und wertschätzend über uns denken. Häufig liegt so eine Denkweise daran wie wir erzogen wurden.
Ich wiederhole mich nochmal: Dein Selbstwertgefühl ist die Grundlage – nicht nur für eine glückliche Beziehung, sondern für ein glückliches Leben! Denn wenn du deinen eigenen Wert kennst, bist du mit dir selbst glücklich und zufrieden und kannst ihn auch anderen vermitteln. Und es macht dein Leben so viel einfacher, weil du nicht von der Meinung anderer abhängig bist!
Wenn du an deinem Selbstwertgefühl arbeiten und dich selber lieben lernen möchtest, lege ich dir meinen Artikel zum Thema Selbstliebe ans Herz.
2. Verleugnung
Die gute alte Verdrängungstaktik, ich war Meister darin! Klar habe ich in den beiden Beziehungen unterbewusst wahrgenommen, dass etwas nicht so läuft wie es eigentlich sollte, trotzdem habe ich immer Ausreden gefunden.
Wenn du nicht sehen willst, dass es eigentlich an der Zeit ist dich von einer unglücklichen Beziehung zu lösen, hörst du dich vielleicht selbst sagen:
- Er versucht ja sich zu ändern, aber im Moment fällt es ihm einfach schwer.
- Er wird sich mit der Zeit schon ändern, ich muss nur etwas geduldiger sein.
- Er liebt mich wirklich, es ist einfach nur schwer für ihn seine Gefühle zu zeigen.
Diese Ausreden, die wir für einen Partner suchen, sind ein Zeichen dafür, dass wir leugnen was eigentlich offensichtlich ist. Das Problem ist, dass wir uns damit selbst belügen und leider ist es auch so, dass es sich nicht ändern wird. Egal wie sehr wir uns daran klammern.
Stell dir mal die Frage: Möchte ich mit jemandem zusammen sein, der mich eigentlich nicht liebt? Ich nehme an, deine Antwort lautet nein.
Es ist häufig am schwierigsten ehrlich zu sich selbst zu sein, und gleichzeitig ist es so wichtig, damit wir genau dieser Verleugnungsphase entkommen können.
Wenn wir das Offensichtliche verleugnen, ist es nur die Angst, dass die Wahrheit zu schmerzhaft und unerträglich ist. Wir glauben nicht, dass wir die innere Stärke haben mit der Realität umzugehen.
Obwohl wir genau die haben, wir wissen es nur nicht. Aber diese Stärke kommt auf dem Weg.
3. Emotionale Unsicherheit
Unsere Vorstellung von einer perfekten Beziehung wird meiner Meinung nach maßgeblich durch Filme und romantisch verklärte Vorstellungen idealisiert.
Die Gesellschaft, Filmemacher, wir selbst – wir gaukeln uns vor, dass eine Beziehung immer perfekt und makellos sein muss. Vor allem gehen wir davon aus: Eine (für uns) perfekte Beziehung ist einfach da. Dem ist nicht so: Wenn du eine (für dich) perfekte Beziehung möchtest, heißt das immer: Arbeit!
Das klingt jetzt als könntest du dabei nicht glücklich sein, denn Arbeit ist immer ein negativ konnotiertes Wort. Stimmt aber nicht:
Wenn du dir dessen im Klaren bist, dass eine Liebesbeziehung (genau wie jede andere zwischenmenschliche Beziehung) immer ein Geben und Nehmen ist, und du dir bewusst bist, welche Kompromisse du eingehen möchtest, und welche nicht, fällt es dir auch leichter eine glückliche Beziehung zu führen.
Wir müssen „nur“ verstehen, was es eigentlich heißt eine Beziehung zu führen.
Leider gibt es Beziehungen, die nur einseitig sind. Sprich, nur einer ist bereit Kompromisse einzugehen und zu investieren – und in dem Fall dann meist auch mehr Kompromisse als man selbst eigentlich will. Gedanken wie…
- Er ist so einzigartig und besonders, so einen Mann finde ich nie wieder.
- Ich habe noch nie jemanden so geliebt wie ich ihn liebe.
- Er ist der Einzige, der mich versteht.
- Er ist die Liebe meines Lebens und der einzig Richtige für mich.
…sind ein Zeichen für emotionale Unsicherheit und Instabilität. Kein Mensch (egal ob Mann oder Frau) ist es wert, Kompromisse einzugehen, die über das eigene erträgliche Maß hinausgehen oder uns sogar unglücklich machen.
Wenn du gerade in so einer Situation steckst, lass dir aus Erfahrung gesagt sein:
- Jeder Mensch ist einzigartig und besonders, ja. Und dein Partner ist das sicher auch. Aber, wenn du unglücklich mit ihm bist, ist er nicht so besonders, wie der Mann, der tatsächlich zu dir passt.
- Wir neigen dazu das Offensichtliche zu verdrängen (s. oben), Vergangenes zu vergessen und Situationen nicht realistisch zu hinterfragen, wenn starke Emotionen involviert sind. Das hat zur Folge, dass unsere Denkweise sehr eingeschränkt ist. Hast du dich mal selbst ehrlich gefragt:
Habe ich in meiner letzten Beziehung nicht auch gedacht, dass ich noch nie jemanden so geliebt habe wie ihn?
Ist er wirklich der Einzige, der mich versteht?
Ist er (der Mann mit dem ich nicht glücklich bin) wirklich der einzig Richtige für mich?
Sich diese Fragen ehrlich zu beantworten, erfordert Mut, denn du musst den Tatsachen ins Auge blicken. Nur am Ende des Tages musst du dir im Klaren sein:
Es ist dein Leben und du solltest es glücklich verbringen und mit jemandem zusammen sein, der dich wertschätzt.
Was ist die Quintessenz aus dieser Feststellung und was bedeutet das für eine glückliche Beziehung?
Diese drei Faktoren formen die Grundlage einer Beziehung. Nur wenn wir bereit sind kritisch und realistisch zu hinterfragen und ehrlich zu uns selbst sind, sind wir in der Lage eine gesunde und glückliche Beziehung zu führen.
Würde ich mich heute nochmal minderwertig behandeln lassen? Würde ich heute abwarten und hoffen, dass alles besser wird bis ich dann verlassen werde und mein Selbstwertgefühl noch geringer wäre?
F**k, nein! Wer glaubt, er kann mich schlecht, also unter meinem Wert und meiner Würde, behandeln, kann sich einmal umdrehen und gehen (übrigens nicht nur, wenn es um Liebesbeziehungen geht, sondern bei zwischenmenschlichen Beziehungen generell).
Vergiss nicht: Du bist wundervoll, einzigartig und liebenswert! Und du hast es verdient mit jemandem eine Beziehung zu führen, der sich wertschätzt!
Wenn du gerade in einer unglücklichen Beziehung bist, reflektiere ehrlich darüber. Wenn du Hilfe brauchst, schreib mir.
Und wenn du gerade jemanden kennengelernt hast, dann überleg‘ dir von vorne herein, was du bereit bist zu geben und was du von deinem Partner erwartest, um eine glückliche Beziehung führen zu können.
Foto: © dubova
Liebe Simone,
danke für diesen tollen Artikel.
Ich möchte hier gerne einen weiteren Fehler ergänzen, den sooo viele Paare immer wieder machen:
Mann und Frau starten eine Beziehung und machen ab dann einfach alles miteinander. Sie teilen sich gemeinsame Hobbies, Freunde und Am Ende auch eine Wohnung.
Das mag am Anfang zwar schön sein – aber es ein großer Faktor, der eine langfristig glückliche Beziehung verhindert.
Denn beide gleichen sich immer mehr an und die Spannung, die Polarität, die die Beziehung am Anfang so glücklich gemacht hat, geht vollends verloren. Mann und Frau werden so zu Bruder und Schwester.
Daher halte ich es für sehr wichtig, einen eigenen Freundeskreis zu behalten mit dem man ohne den Freund oder die Freundin ab und an etwas unternimmt.
So wird die Aufregung, die Spannung, das Knistern und das Interesse aneinander langfristig aufrechterhalten.
Lg
Julius
Mit Punkt 2 habe ich ein fundamentales Problem. Er propagiert genau die in der Werbung injizierte egozentrische Grundeinstellung, die eine ganze Gesellschaft beziehungsunfähig werden lässt, indem es ausschliesslich aufs Nehmen fokussiert. Nicht falsch verstehen, wenn einem das was man bekommt nicht gut tut, dann sollte man sich dem nicht aussetzen, aber das schöne Gefühl kommt nicht vom geliebt werden, sondern vom lieben. Wenn beide bereit sind 51% zur Beziehung beizusteuern funktioniert es, sonst nicht. Alles andere erledigt die Natur. Mittlerweile kann ich dieses “ich suche lieber weiter” nicht mehr hören, weil es eigentlich heisst “ich bekomme noch nicht genug”. Darum haben Beziehungen früher auch besser gehalten, weil die Leute mehr auf sich geschaut haben, das Heft selbst in die Hand genommen habe, Verantwortung übernommen haben und zwar zu 51%. Beide. Heutzutage wird nur noch geschaut, wo es am meisten zu holen gibt, passend zu unserer Gesellschaft, nur zufriedener als meine Großeltern die das Geben noch gelernt haben wirken sie dann doch nicht. Nicht nach dem dritten Auslandsjahr, nicht in der Loftwohnung, nicht mit mehreren Sexualpartnern gleichzeitig. Ich bin eig kein großer Freund von Sprichworten, aber diese beiden treffen es auf den Punkt:
“Jeder ist seines Glückes eigener Schmied” (und nicht der Partner)
“Liebe ist nicht was man erwartet zu bekommen, sondern was man bereit ist zu geben”
Hallo Mario,
d’accord! Ich gebe dir vollkommen recht!
Im Artikel geht es allerdings darum, dass es Frauen gibt, die in einer Beziehung aus verschiedenen Gründen unglücklich sind und trotzdem nicht „ausbrechen“ und an ihr festhalten, weil sie vor verschiedenen Dingen Angst haben (z.B. alleine sein).
Ich habe in keinem Punkt gesagt, dass es nur auf das Nehmen ankommt, denn in der Tat ist geben schöner als nehmen. Aber in dem Moment, in der deine Selbstliebe unter dem Geben leidet, und du aus welcher Angst heraus auch immer, die Beziehung nicht beendest, sondern Ausreden für deinen Partner findest, verdrängst und verleugnest du das Offensichtliche. Findest du nicht?
Liebe Grüße
Simone